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Challenge everything – Ein Rückblick zur [stei tu:nd] jambit Medienkonferenz 2020
Medienunternehmen stellen Digitalisierungsprojekte bei Premiere der Medienkonferenz [stei tu:nd] vor
Mit über 350 Anmeldungen war die Medienkonferenz [stei tu:nd] für jambit ein großer Erfolg. Digitalisierungsprojekte wie Use Cases im Bereich künstlicher Intelligenz, die Cloud-First-Strategie bei der Architektur eines Medienunternehmens und der Einsatz von immersiven Lösungen begeisterten das Publikum. Am 12. November 2020 konnten die Teilnehmenden der Online-Konferenz einem Live-Track folgen sowie ausgewählte Inhalte per Video-on-Demand streamen – letztere sind auch noch über den Veranstaltungstag hinaus bis zum 10. Dezember 2020 verfügbar. In den drei Themenpanels Data & AI in Media, Formate & Monetarisierung und Publishing Strategies sprachen über 20 Speaker*innen von renommierten Medienunternehmen wie der F.A.Z. und SZ.de, ProSiebenSat.1, ZDF Digital und dem Bayerischen Rundfunk.
Eröffnung: Optimismus und ein Aufruf für mehr Diversität unter Medien-Top-Entscheider*innen
Den Start der Konferenz machten drei jambitees aus verschiedensten Funktionen. Als Softwaredienstleister stehe jambit für erfolgreiche Synergien aus Projekten der Branchen Media, aber auch Automotive oder Banking, stellt Peter Fellinger, Gründer und CEO von jambit, fest. Mit der Medienkonferenz möchte man dieses Learning aufgreifen und Menschen an diesem 12. November zusammenbringen. Dem stimmt Franz Haßlberger bei der Eröffnung zu. In den letzten Jahren hätten sich Medienunternehmen zu mutigen Pionieren entwickelt. „Es wird wieder mehr agiert und nicht nur furchtsam reagiert“, bemerkt Franz Haßlberger, der als Leiter der jambit Business Division Media auf über zehn Jahre Projektgestaltung in der Branche blickt.
Alexandra Mächtel, Head of HR, spricht in ihrem Eröffnungsgruß etwas an, dem sich jambit nicht erst in einer Retrospektive, sondern schon vor Veranstaltungsbeginn stellen musste: Nur eine Frau unter 23 Speakern. Zwar habe man eine Vielzahl an Frauen angesprochen, hinsichtlich des Geschlechts konnte jedoch kein ausgewogenes Programm geschaffen werden. Das dürfe nicht so bleiben. In Zukunft braucht es hier mehr weibliche Top-Entscheiderinnen. Nicht nur hinter den Schreibtischen, sondern auch auf den Bühnen.
Medienexperte und Journalist Richard Gutjahr gibt Schwerpunktthemen mit Keynote vor
Mit „sieben Wetten auf die Zukunft“ schlug Richard Gutjahr einen weiten Bogen zu einigen Technologien, die im Laufe des Tages auf die Zuhörenden warteten. Der Journalist Richard Gutjahr begann provokant: Texte werden sich in den nächsten Jahren erübrigen, die Zukunft liege im Bewegtbild. Wer das als Verlag verschläft, hat schlechte Karten. Damit bot er gleich zu Beginn des Tages spannendes Diskussionspotenzial für den virtuellen Chat der Konferenz. Über 300 Teilnehmende diskutierten hier im Laufe des Tages der Medienkonferenz engagiert und kritisch. So verwies ein Teilnehmer auf die aktuelle Strategie der Bild-Zeitung, mit Bild TV ein professionelles Medienformat aufzubauen. Ein User äußerte sich hinsichtlich Printformaten optimistisch: „Print-Content und Musik-Content unterscheiden sich [...] zum Glück deutlich [...] Musik [wird] einmal erstellt und Print wird permanent erstellt und aktualisiert“.
Einen Fokus setzte Gutjahr auch auf neue Formate & Plattformen in der Medienwelt. So sei YouTube schon jetzt die prominenteste Plattform für Podcasts, Produzenten der Formate setzten jedoch noch weiterhin auf traditionelle Plattformen, die hinsichtlich Engagements und Followerschaft nicht mit YouTube mithalten könnten. Welche Auswirkungen künstliche Intelligenz auf die Berichterstattung hat, zeigte Gutjahr mit einem beeindruckenden Beispiel. Ein Deepfake-Video zeigte den Teilnehmenden, was es bedeutet, wenn man seinen Augen nicht mehr trauen kann.
Dass heute jeder zur Medienvertretung wird, zeigte Gutjahr mit der medialen Berichterstattung eines vergangenen Vorfalls. Dieser wurde auf verschiedenen Smartphones festgehalten und eröffnete damit ganz verschiedene Perspektiven auf ein und denselben Sachverhalt. Klassische Nachrichtenformate geben damit die Kontrolle über Teile der Berichterstattung in Zukunft auch in die Hände der Zuschauenden ab. Nutzer*innen hätten mit dem Smartphone einen starken Hebel in der Hand. Über die Relevanz der Nachrichten entscheiden nicht nur Medienunternehmen, sondern auch die Zuschauenden, die selbst zu Reporter*innen werden. Mit den sich verändernden Nutzerverhalten müssen Medienunternehmen auch eine mobile Servicestrategie entwickeln, die auch Sprachassistenten berücksichtigt.
Der Entertainment-Bereich wird in Zukunft nahtlos an das Warenhaus angedockt und Medienhäuser müssen neue Abo-Bundles kreieren. Ein brandaktueller Ausblick zum Themenfeld Monetarisierung. Denn eine Woche nach der Medienkonferenz veröffentlichte das soziale Netzwerk Instagram ein neues Layout, das den Shopping-Button in das Zentrum des Users rückt.
Neben allen technischen Errungenschaften setzt Richard Gutjahr aber weniger auf ein technisches als menschliches Asset: Vertrauen sei die Währung der Zukunft, gerade angesichts der Fülle an Informationen. Ein idealer Ausgangspunkt für das erste Panel, das sich mit den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Vermarktung, aber auch deren Einfluss auf Redaktionen in renommierten Medienunternehmen konzentrierte.
Plug & Play: Wie setzen Medienunternehmen künstliche Intelligenz ein?
Thies Haase und Sebastian Döring von ProSiebenSat.1 gaben im Livetrack spannende Einblicke in Use Cases der Datenstrategie des Fernsehsenders. Dabei zeigten sie, wie Daten dabei helfen, neue Features für die B2C-Vermarktung zu entwickeln und B2B-Kunden eine bessere Auswahl von geeignetem Content gewinnen. So findet der Werbekunde im Bereich Food schneller und besser den Content, der auch wirklich zum Kunden passt. Gleichzeitig optimiert KI den Workflow in Sendern. „Automated Tagging“ im Video-Archiv hilft dabei, passenden Content für Fernsehbeiträge zu kuratieren und Daten-Expert*innen gewinnen durch unterstützende Technologien mehr Zeit für komplexere Fragestellungen. Bei allen technischen Entwicklungen im Sender bleibt jedoch der Schwerpunkt auf der Unterhaltung. „Wir werden ein Entertainment-Haus bleiben, aber Allianzen zu Technologien werden wichtig für die Zukunft“, so Thies Haase.
Wie Unternehmen mit künstlicher Intelligenz in Zukunft Produktionskosten einsparen könnten, zeigte Geodaten-Experte Dr. Stefan Bornemann, Chief Operating Officer bei wetter.com, mit dem bildhaften Beispiel eines Bäckers. So können Wetterdaten schon jetzt Auskunft über Potenziale zur Verringerung von Fehlerkosten bei der Tagesproduktion von Backwaren geben. Außerdem gab er interessante Einblicke in den Einsatz von auto-generated Content im Bereich Wetterinformationen.
Nico Wilfer, Chief Product Officer bei der F.A.Z., gab Einblicke in die Digitalstrategie der Tageszeitung. So bietet Künstliche Intelligenz aktuell große Potenziale zur Steigerung der Loyalität der Leserschaft und einer besseren Strategie für Paid Content. Beispiel für ein Projekt: Gemeinsam mit jambit entwickelte die F.A.Z. ein Tool, das Redaktionen dabei hilft, zu entscheiden, welcher Text vor oder hinter einer Paywall erscheinen sollte. Eine Idee, die dabei nicht aus dem technischen Produktmanagement stammte, sondern aus dem Kreis der Redaktion. Bei allen technischen Entscheidungshilfen bleibt die publizistische Strategie und das Gespür des Redakteurs aber wichtiges Entscheidungskriterium. Für die Zukunft warf Nico Wilfer einen Blick auf das Thema Text-to-Speech. Denn die sich stetig verbessernden künstlichen Stimmen von Microsoft und Google bieten sinnvolle Möglichkeiten für Verlage, Leser in neuen Nutzungssituationen zu erreichen.
Formate & Monetarisierung: Synergien ausnutzen und die Kundschaft ins Zentrum stellen
Neben Text-to-Speech-Lösungen konzentrierte sich die [stei tu:nd] Konferenz auf das Thema Audio. Und so wartete im Panel 2 auf die Zuhörenden und -sehenden ein Format, das sich in den letzten Jahren zum Trendprodukt vieler Medienunternehmen entwickelt hat: Podcasts. Im Video-on-Demand-Track gab neben Joël Kaczmarek, Gründer des Podcast-Labels digital kompakt, auch Oliver Neumann, Produktmanager bei der SZ, einen Einblick in die Erfahrungen, die die Süddeutsche Zeitung mit diesem Format gesammelt hat. Dabei zeigte er auch erfolgreiche Beispiele enger Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Produktmanagement.
Thomas Schwarz von der Seven.One Ad.Factory hinterfragte kritisch, ob Marken für die Monetarisierung ihren Heimvorteil vielleicht verschlafen oder sogar verspielt hätten. Ein Beispiel: Mit Airbnb besitzt der größte Anbieter von Wohnungen keine eigene Immobilie mehr. Marken bauen sich ihren Wert in Zukunft neu auf.
Im Talk „Immersives Storytelling beim Bayerischen Rundfunk" erklärte Katrin Nachbar, Team Lead des Innovationsteams beim BR, anschließend, wo und warum der BR auf Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen setzt und diese auch in eigener Regie vorantreibt. Neben spannenden Anwendungen, die sie u. a. mit einem „Choose your own Adventure“ inspirierten immersiven Abenteuer beleuchtete, zeigte sie auch Herausforderungen auf. So ist man in der Zusammenarbeit mit großen Konzernen wie Google & Amazon oft mit deren internationalen Regularien konfrontiert.
Sascha Stojakovic von Joyn bot einen spannenden Ausblick in die Bedeutung von „Contextual Targeting“ in einem cookie-losen Zeitalter. Die kontextbasierte Ansprache bildet ein wichtiges Tool für die Zukunft der Monetarisierungsstrategie digitaler Angebote von Medienunternehmen und stellt Nutzer dennoch in den Fokus.
Publishing Strategies: Cloud-First-Strategie mit dem SPIEGEL TECH Lab
André Basse vom SPIEGEL Tech Lab erklärte in Panel 3, welche technologischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Produktstrategie beim SPIEGEL umgesetzt werden und wie die modulare Architektur dort funktioniert. So vollzog das Newsportal vor kurzem einen Relaunch. Die Runderneuerung des digitalen Angebots bedeutete auch eine grundlegende technische Modernisierung hin zur modularen Architektur von „Polygon“. Basse zeigte auch, wie das Team des Hamburger Nachrichtenportals Requirements Engineering in seinen Projekten einsetzt.
Dass ein ehemaliger „Proletensport“ heute für Best Cases im Bereich Innovationen steht, bewiesen Stefan Mennerich, Vorsitzender der Geschäftsführung beim FC Bayern Digital & Media Lab, und Manuel Kröppelt, Leiter Digitale Medien beim kicker. So erfuhren Teilnehmende der [stei tu:nd] Konferenz von Stefan Mennerich, wie der deutsche Rekordmeister FC Bayern mit digitalen Angeboten einen neuen Erlösstrom generiert. Wie man bei der Entwicklung von neuen Produkten das Qualitätsmanagement sicherstellt, betonten die drei Speaker mit dem Motto: „Challenge everything“. Neben der kritischen Beleuchtung der eigenen Arbeit ist auch die Zusammenarbeit mit Partnern wichtig. Zwar müssen Unternehmen ihre Datenhoheit behalten und den Hebel der Strategie in der Hand behalten, trotzdem entwickelt sich Know-how meist in der Zusammenarbeit.
Die Konferenz begann mit einem kritischen Aufruf und endete ebenso. Unter dem Thema „Wie sieht die Medienwelt der Zukunft aus?“ diskutierten die Speaker unter der Moderation von Richard Gutjahr abschließend politisch und teilweise sehr persönlich über die Strömungen technologischer, aber auch gesellschaftlicher Natur – welche Rolle und welchen Einfluss die Medienwelt für zukünftige Generationen im Umgang mit Informationen einnimmt.
Diese Unternehmen waren bei der Medienkonferenz dabei
BurdaForward, FC Bayern Digital & Media Lab, Frankfurter Allgemeine Zeitung, JOYN, digital kompakt, kicker.de – Olympia Verlag, Livingdocs, MADSACK Mediengruppe, ProSiebenSat.1 Digital, ProSiebenSat.1 Tech Solutions, ProSiebenSat.1 TV Deutschland, Seven.One Ad.Factory, Bayerischer Rundfunk, SPIEGEL Tech Lab, Süddeutsche Zeitung Digitale Medien, wetter.com, ZDF Digital Medienproduktion GmbH.