Soziokratie 3.0: Wie werden Unternehmen, Organisationen (und auch jambit) agiler und resilienter?

Bereits seit dem Frühjahr 2018 hält Soziokratie 3.0 bei jambit Einzug. Sozio-Was? Soziokratie 3.0 ist ein modularer und prinzipienorientierter Ansatz der Organisationsentwicklung, um in Unternehmen Selbstorganisation zu fördern. Um diesen agilen Organisationsansatz für alle Mitarbeiter erlebbarer zu machen, organisierten am Dienstag, den 23. Juli 2019, drei Mitarbeiter ein internes Open Space. Vom Softwareentwickler bis hin zur Recruiterin besuchten zahlreiche jambitees aus unterschiedlichen Abteilungen und Positionen die Abendveranstaltung und trugen als Teilgeber aktiv dazu bei.

Drei Stunden im Open Space Format, Soziokratie 3.0 als Thema für 15 Sessions, mit über 30 beteiligten jambitees und unzählige wertvolle Erkenntnisse. Ziel des gemeinsamen Abends war es, mehr über das Thema S3 zu erfahren, aber vor allem den Wissens- und Meinungsaustausch mit anderen jambitees zu ermöglichen. Neben einer Einführung in Soziokratie 3.0 für Neueinsteiger, diskutierten die Teilgeber vor allem, wie S3 im Arbeitsumfeld konkret angewendet werden kann:

  • Wie kann S3 im Projektalltag genutzt werden?
  • Gibt es Hürden, um S3 anzuwenden?
  • Wie findet man den Einstieg in S3?
  • Wie können Abteilungen mit stark prozessgetriebenen Aufgaben Soziokratie 3.0 sinnvoll für sich nutzen?
  • Welche Patterns haben den größten Wert für jambit?
  • Was haben jambits Kunden für einen Nutzen davon?
Soziokratie 3.0: Wie werden Unternehmen, Organisationen (und auch jambit) agiler und resilienter?

Im Folgenden beschreiben wir drei Aspekte ausführlicher: Warum wir das Open Space Format gewählt haben, was Soziokratie 3.0 überhaupt ist und was sie für Unternehmen/Organisationen bringt. Unsere Erfahrungswerte als Anregung, wie S3 im Unternehmen bekannt gemacht und eingesetzt werden kann.

Warum Open Space? Vorteile und Besonderheiten des Formats

Beim Open Space wird die Agenda von den Teilgebern festgelegt

Breit gefächerte Fragen rund um S3, unterschiedliche Wissensstände und Erfahrungswerte – um diese Diversität für alle Beteiligten gewinnbringend und angemessen zu diskutieren, wählten Dina, Martin und Stephan, die drei Initiatoren des Abends, die Open Space Methode. Besonderheit und Vorteil beim Open Space ist, dass alle Teilnehmer aktiv mit in die Gestaltung und Durchführung der Veranstaltung einbezogen werden. Deswegen gibt es bei einem Open Space auch keine im Voraus festgelegte Agenda, kein Ablaufplan, der strikt befolgt wird. Lediglich Thema, Raum und Zeit sind definiert, um dem Open Space grobe Anhaltspunkte und einen Rahmen zu geben.

Ein Open Space lebt von der Interaktion und der offenen Struktur: Zu Beginn bringen alle „Teilgeber“ ihre Vorschläge ein. Ob für einen Workshop, zu einem spezifischen Thema oder einer gezielten Frage, Hauptsache das Topic steht im Zusammenhang mit dem Überthema. Anschließend stimmen alle in der Gruppe über die Agenda ab und entscheiden, wozu tatsächlich eine Session abgehalten wird. Das Wort „Teilgeber“ ist hierbei bewusst gewählt, denn sie geben aktiven Input. Dadurch unterscheiden sie sich von der Bezeichnung „Teilnehmer“: In herkömmlichen Organisationsformen nehmen die Beteiligten oftmals nur die Inhalte auf und konsumieren hauptsächlich passiv.

Haben sich alle Teilgeber zu Themengruppen zusammengeschlossen, übernimmt der jeweilige Themen-Geber die Verantwortung, den Workshop zu leiten und durchzuführen. Am Ende jeder Session steht in der Regel ein dokumentiertes Ergebnis, welches anschließend vor allen anderen präsentiert wird. Ein weiteres zentrales Element der Open Space Methode.

Die Grundprinzipien von Open Space

Die Grundidee von Teilgebern, Interaktion und offener Struktur ist bereits bekannt. Daneben wird beim Open Space immanent das „Gesetz der zwei Füße“ gelebt. Dieses besagt: Jeder sollte immer in der Gruppe sein, wo er oder sie einen Beitrag leisten oder etwas lernen kann. In dem Zusammenhang wird auch oft von „Hummeln“ und „Schmetterlingen“ gesprochen. Hummeln bewegen sich von Workshop zu Workshop und „befruchten“ diese wie Blüten. Schmetterlinge bilden Anziehungspunkte für andere.

Zudem folgt Open Space vier Prinzipien:

  • Wer immer kommt, ist gerade die richtige Person.
  • Was auch geschehen mag – es ist das einzige, was geschehen kann.
  • Wann immer es beginnt, es ist die richtige Zeit.
  • Vorbei ist vorbei.
Beim Open Space wird das „Gesetz der zwei Füße“ gelebt

Ein perfect Match: S3 + Open Space + jambit

Mit dieser Form des offenen und ungezwungenen Austausches trifft Open Space voll die gelebte jambit Unternehmenskultur. In der spielen kontinuierlicher Wissensaustausch und Eigeninitiative eine wichtige Rolle. Zudem finden sich viele Ansätze von Open Space auch in der Soziokratie 3.0 wieder: Beide sind geprägt von Selbstorganisation und fördern diese. Die vier Prinzipen und das „Gesetz der zwei Füße“ von Open Space passen zu den Prinzipien und Mustern von S3, wie beispielsweise der „Artful Participation“. Dieser Fit zu jambit und S3 machten Open Space zum idealen Format für den gelungenen Abend.

  • Der Open Space hat S3 bei jambit sichtbar gemacht und andere jambitees zur Adaption angeregt – ich bin begeistert!

    Martin Aigner, jambitee und Organisator des Open Space

Was bedeutet Soziokratie 3.0 und für wen ist sie geeignet?

Soziokratie 3.0, auch kurz S3 genannt, führt als liberale Variante die Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte Organisationsform der Soziokratie fort, welche die Selbstorganisation in den Vordergrund stellt. In Abgrenzung zur ursprünglichen Soziokratieform integriert S3 Lean- und Agile-Ansätze und passt deren Methoden an die moderne Zeit an.

Besonders eignet sich Soziokratie 3.0 für agil ausgerichtete Unternehmen, deren Mitarbeiter bereits mit den Konzepten von agilem Arbeiten vertraut sind. Generell kann aber jede Arbeitsgemeinschaft die in S3 definierten Prinzipien der Zusammenarbeit für sich adaptieren und sich modular die Bausteine herausgreifen, die für sie funktionieren. Soziokratie 3.0 ist durch eine Creative Commons-Lizenz frei nutzbar und wird gemeinschaftlich weiterentwickelt.

Wie funktioniert S3? Treiber – Rollen – Konsent

Soziokratie 3.0 definiert drei Kernelemente, die eine Organisationsform im Sinne von S3 ermöglichen: Treiber, Rollen und Konsent. Der Treiber stellt das Motiv dar, das eine Person oder eine Gruppe in einer bestimmten Situation zum Handeln bringt. Er kann sich mit der Zeit verändern und Ziele oder Visionen können sich an ihm orientieren. Für die Partizipation in S3 werden Rollen definiert, die unabhängig von Einzelpersonen sind und jederzeit verändert oder gar abgeschafft werden können. Erst nach ihrer Definition wählen alle Beteiligten, wer am besten zu dieser Rolle passt und begründen ihre Wahl in einer offenen Diskussion. Anschließend wird auf dieser Basis entschieden, wer die Rolle einnimmt.

Role Selection in Sociocracy 3.0

Konsent statt Konsens: Entscheidungen werden nicht nach dem „Konsens“-Prinzip getroffen, sondern nach „Konsent“. Soziokratie 3.0 trennt damit berechtigte Einwände von der persönlichen Meinung. Entscheidungsfindungen erfolgen nicht über eine feste Zustimmung im Sinne von „dafür oder dagegen“, sondern über die Erarbeitung einer für alle zum derzeitigen Zeitpunkt annehmbaren Lösung. Diese muss noch nicht perfekt sein. "Good enough for now and safe enough to try." Getreu nach dem Motto von S3-Erfinder James Priest können so auch Entscheidungen getroffen werden, die sinnvolle Einwände passend mit integrieren und für den Moment für alle eine akzeptable Wahl darstellen.

Neben den drei Kernelementen bietet Soziokratie 3.0 mehrere Muster („Patterns“), die bei der Organisation helfen und ganz individuell implementiert werden können. Diese bauen auf sieben Prinzipien auf:

  1. Effektivität: Keine Zeitverschwendung für nicht zielführende Aktivitäten
  2. Konsent: Entscheidungen werden nicht getroffen, wenn alle dafür sind („Konsens“), sondern wenn nichts mehr dagegenspricht
  3. Empirismus: Jede Annahme soll durch Experimente und kontinuierliche Verbesserung getestet werden
  4. Kontinuierliche Verbesserung: Veränderungen sollen schrittweise erfolgen, um immer wieder einen neuen Lerneffekt herbeizuführen
  5. Gleichwertigkeit: Jeder, der von einer Entscheidung beeinflusst wird, darf auch mitentscheiden, unabhängig von der Hierarchieebenen.
  6. Transparenz: Jedem Beteiligten sind alle Informationen zugänglich
  7. Verantwortung: Jeder Beteiligte ist mitverantwortlich und ist dazu aufgerufen, immer im Sinne der Organisation zu denken und das zu tun, was vereinbart wurde.
  • Eine super Veranstaltung! Es war schön, zu sehen, dass auch viele da waren, für die S3 noch neu ist.

    Teilgeber am Open Space zu S3

Soziokratie 3.0 im Unternehmen – Ein weiterer Baustein der jambit Unternehmenskultur

Soziokratie 3.0 im Unternehmen – Ein weiterer Baustein der jambit Unternehmenskultur

Einer der größten Einflüsse von S3 ist das agile Mindset und der Lean-Ansatz. Dabei ist Agilität nicht als Methode zu verstehen, sondern als eine Einstellung. Die Quelle von Agilität liegt in der agilen Softwareentwicklung. Als Softwaredienstleister für renommierte Kunden arbeiten unsere IT-Entwicklerteams bereits seit vielen Jahren in agilen Strukturen, Prozessen und Zyklen. Agilität auch in die Ebene der Organisationsentwicklung aufzunehmen und in der Unternehmensstruktur zu verankern, erscheint da fast wie ein schon längst überfälliger Schritt. S3 fügt sich hier also ganz natürlich in unseren jambit-Kosmos ein.

Seit den Anfängen von S3 bei jambit ist viel passiert – und wird noch viel passieren. Durch unsere Head of HR auf einem Meetup im Herbst 2017 entdeckt und an unsere Gründer herangetragen, lernten wir im Frühjahr 2018 James Priest, seine fesselnde Art und die Grundgedanken hinter S3 erstmals genauer kennen. Die jambit-Führungsmannschaft durfte sich ganze drei Tage lang exklusiv dem Thema vom agilen Management widmen. Seitdem wissen die meisten jambitees von unserer „Liaison“ mit S3. Spätestens seitdem in allen Meetingräumen der Leitsatz „artful participation“ aushängt.

Artful Participation aus Soziokratie 3.0 bei jambit

Das hat auch unser Open Space zum Thema Soziokratie 3.0 bestätigt: Hier und da nutzen viele jambitees die S3-Patterns modular schon in ihren Projekten, bewusst oder unbewusst oder manchmal nur unter einer anderen Bezeichnung. Zum Beispiel eignen sich die Patterns, um schnelle und sichere Entscheidungen in Teams zu treffen oder Rollen im Team zu vergeben. Auch Prinzipien wie die der Effektivität, der Transparenz oder der Verantwortung sind bereits fest in der Unternehmenskultur von jambit verankert. So werden zum Beispiel Meetings möglichst effektiv gestaltet und relevante Informationen für alle Beteiligten zugänglich gemacht.

Wie nun kann Soziokratie 3.0 im Arbeitsalltag helfen? Auf diese Frage gibt es kein Richtig oder Falsch. Denn S3 ist kein Rezept, sondern ein Werkzeug. Man muss nicht einer strikten Anleitung folgen, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Wofür und wie man dieses Werkzeug am besten verwendet, kommt immer auf die Aufgabe an und ist den Beteiligten selbst überlassen. Elemente und Prinzipien von S3 sinnvoll eingesetzt und an die individuellen Bedürfnisse angepasst, können sie jeder Organisation helfen.

Unser Fazit: Für jambit und die jambitees kann die Arbeit mit S3 nur gewinnbringend sein. Und um mal ehrlich zu sein: Durch die etablierten Methoden der agilen Softwareentwicklung fühlt sich S3 für die meisten jambitees gar nicht so neu an.

  • jambitees beim Open Space zu S3
  • Open Space at jambit about Sociocracy 3.0
  • Workshop bei jambit zu Sociocracy 3.0
  • Open Space S3

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