Digitale Trends für Medienunternehmen: Ein Interview zur Medienkonferenz
Welchen Wert verlässliche Nachrichten haben, hat in den letzten Monaten jeder verstanden. Ob Informationen zu Verordnungen, Fallzahlen oder Empfehlungen zu Verhaltensweisen. Redakteurinnen und Redakteure informierten uns über das, was Politik und Forschung entschieden oder entdeckten. Online wie offline, im Ohr per Podcast oder auf dem Smartphone als News-App. Möglich wird das für Medienunternehmen auch durch technische Neuerungen im Bereich Cloud, Newsroom und Hosting. Das Rad der Digitalisierung dreht sich immer schneller. Deshalb ist es an der Zeit, Luft zu holen. Mit der stei tu:nd Online-Medienkonferenz werfen wir mit mit Medien-Expertinnen und -Experten einen intensiven Blick auf digitale Trends im Medienumfeld. Im Gespräch mit Franz Haßlberger, Head of Business Division Media, blicken wir auf Herausforderungen der Medienbranche und erfahren mehr über den Fokus der Medienkonferenz.
In der jambit Business Division Media begleitet ihr seit vielen Jahren Medienunternehmen bei unterschiedlichsten Softwareentwicklungsprojekten. Wie verändert sich der Arbeitsalltag in den Redaktionen?
Wenn wir ein neues Redaktionssystem mit einem Partner einführen, beschäftigen wir uns neben technischen Fragen natürlich auch mit den Anwendern, in unserem Fall mit den Redakteuren der Verlage. Was wir dabei im Gespräch mit den Redaktionen bemerken ist, dass sie vor allem mit einem hohen Zeitdruck und einer hohen Arbeitsbelastung konfrontiert sind. Gerade jetzt zeigt sich die Bedeutung von Aktualität und schneller Content-Produktion und -Distribution. Der Lebenszyklus von Inhalten und wie sie personalisiert, geplant und verteilt werden, ändert sich. Der Lesernutzen steht im Mittelpunkt und es braucht Strukturen, die diesen in passende Inhaltsformate aber etwa auch Abo-Modelle zur Monetarisierung gießen. Redakteure benötigen dafür die richtigen Arbeitsbedingungen. Effiziente digitale Werkzeuge, die sie optimal unterstützen, ihnen unnötige Arbeitsschritte abnehmen und ihnen das Leben insgesamt leichter machen.
Welchen Fokus setzt ihr auf die anstehende Medienkonferenz?
Wir möchten bei der Veranstaltung unterschiedlichste Medienunternehmen und deren Lösungen abbilden. Dabei spannen wir den Bogen vom klassischen Verlag bis zum TV-Sender. Auf der stei tu:nd Online-Konferenz lernen Besucher unter anderem, wie die F.A.Z. mit einem Machine-Learning-Konzept bestimmt, welche Artikel sich am besten für die Paywall eignen und wie der BR Sprachassistenten wie Alexa oder Google Home für interaktives Storytelling nutzt. Auch unsere Partner vom RedaktionsNetzwerk Deutschland oder der SWMH werden Programmpunkte hosten.
Bei der Einführung neuer Publishing-Systeme seid ihr mit den Anforderungen der Redaktionen konfrontiert. Was müssen digitale Lösungen bieten, um Journalismus wirklich weiterzubringen?
Verlage legen ihre Redaktionen zusammen und schaffen damit Strukturen, die flexibler funktionieren und zentral ausgesteuert werden können. So wachsen Online- und Print-Abteilungen zusammen, Regionalverlage bündeln die Mantelproduktion und die Erstellung überregionaler Inhalte, etc. Dies schafft neue Herausforderungen, für die neue Publishing-Systeme wie zum Beispiel Arc Publishing Antworten liefern müssen. Moderne Tools wie Artikel-Editoren, die es in Bezug auf UX und Kollaboration etwa mit Google Drive aufnehmen können. Auch das Pooling von Content über Verlagsgrenzen hinweg ist ein entscheidender Aspekt. Die Vielfalt der Formate erfordert zudem eine nahtlose Integration von Bild, Video- und Audioverwaltung, um Toolwechsel und Medienbrüche zu vermeiden. Außerdem Recommendation Engines, die mit aktiven und passiven Empfehlungen Redakteure dabei unterstützen, ein nutzerzentriertes Angebot zu liefern. An uns als Softwaredienstleistern liegt es, Medienunternehmen bei der Wahl des richtigen Tools zu begleiten.
Und wie erlebt jambit die erhöhten Anforderungen? Für die FAZ.NET trägt jambit etwa die Verantwortung für Betrieb und Weiterentwicklung der Plattform.
Die starke Nachfrage hat den Onlinemarken der Tages- und Wochenzeitungen enorme Zuwächse beschert, was Zugriffszahlen und Reichweite angeht. Auch dies beschleunigt die Entwicklung hin zu Online-Medienformaten. Dadurch entstehen insgesamt hohe Anforderungen an die Stabilität und die Flexibilität der IT-Infrastrukturen der Publisher. Denn wie in jeder Situation schwankt die Belastung stark, worauf Infrastrukturen effizient und kostenoptimiert reagieren müssen. FAZ.NET verzeichnete im März 2020 eine Steigerung von 80 Prozent der Zugriffe im Vergleich zum Vormonat. jambits Cloudsysteme skalierten, die Redaktion konnte unterbrechungsfrei weiterarbeiten und der Leser bemerkte von der Anstrengung gar nichts. Auch ein toller Erfolg für unser cross-funktionales jambit-Team.
Wie ändern sich durch die Digitalisierung die Einnahmemodelle und wie können Verlage die aktuelle Situation nutzen und aus Lesern Kunden machen?
Der klassische Anzeigenverkauf bei Print wie Online ist dafür nur bedingt geeignet. Die ohnehin seit Jahren stetig sinkenden Werbeeinnahmen sind durch die Pandemie über Nacht massiv eingebrochen. Dagegen stellt die Situation eine ungeheure Chance für die digitalen Abo-Modelle der Verlagshäuser dar. Der immense Zuwachs an Probeabonnementen macht dies deutlich. Die Publisher müssen diese Chance jetzt nutzen, indem sie ihre Abo Angebote optimieren, einen wirksamen Sales-Funnel aufbauen und in die Bindung ihrer Leserschaft investieren. Wie das funktioniert, können Medien-Entscheiderinnen und –Entscheider auf unserer Konferenz erleben.
Alle Infos zur stei:tund Medienkonferenz im Überblick:
- WER? Verschiedene Speaker aus renommierten Medienunternehmen wie der F.A.Z. und SWMH, dem BR oder RND
- WAS? stei tu:nd – Die jambit Medienkonferenz über Lösungen für die digitale Zukunft von Medien
- WANN? Donnerstag, 12. November 2020
- WO? Online im Livestream